
DIE OBERLAUSITZ
Die Oberlausitz liegt im südöstlichen Zipfel Deutschlands
(grob die Landkreise Bautzen und Görlitz) und umfasst zudem Teile von Brandenburg
und Polen.
Jedoch gibt es starke Unterschiede im Erscheinungsbild der Oberlausitz.
Unsere Oberlausitz (auch Oberland genannt, obwohl es davon wiederum mehrere
gibt -> Umgebindehäuser, rollernder Dialekt) beginnt hinter Bautzen und
zieht sich Richtung Süden bis zur tschechischen Grenze und östlich bis Löbau-Zittau-Görlitz.
Das ist die Gegend, wo die Ortsnamen nicht mehr zusätzlich in Sorbisch auf
dem Ortseingangsschild stehen, wie es ab Bautzen nördlich der Fall ist.
Das Oberland ist der "oberste", bergigste und urigste Teil der Lausitz inmitten
des Oberlausitzer Berglands und hat mit den sorbischen Gebieten bzw. dem
restlichen Teilen der Lausitz wie Hoyerswerda oder dem Spreewald wenig gemein.
Sie versprüht mit ihren Umgebindehäusern und ihren Einwohnern mit der seltsamen
Sprache ein eigenes Flair - alles Dinge, die über die Grenzen des Oberlandes
hinaus nicht mehr zu finden sind (die restliche Lausitz ist Flachland, es
gibt keine bzw. wenige Umgebindehäuser und die Leute "rollern" nicht mehr"
usw.).
Eine interessante Weiterführung zum Thema Oberlausitz finden Sie unter
http://www.unsere-oberlausitz.de/index.php?option=com_content&task=view&id=14&Itemid=27
Eine sehr treffende Beschreibung des Oberlausitzer findet
sich in einem (dezent ideologisch verfärbten, aber sehr netten) Buch von
1964 von Hans Forster:
Der Mensch des Berglandes
Rauh, verschlossen, eigenbrötlerisch hat man den Menschen des Lausitzer
Berglandes oft gennat. Völlig zu Unrecht. Denn wer ihn näher kennenlernt,
wird bald feststellen können, daß sich hinter der scheinbar rauhen, harten
äußeren Schale ein sehr herzlicher, warmer Kern verbirgt. Gewiß hat die
schwere, mühevolle Arbeit auf dem Feld, im Steinbruch, in der Fabrik das
Wesen des Oberlausitzers geformt, aber sie hat bei ihm auch eine tiefe Liebe
zu seiner Heimat wachsen lassen, zur Natur, zu Tier und Pflanze. Wie liebevoll
beispielsweise sind die Vorgärten der kleinen Häuser im Bergland gepflegt!
Da blüht es vom Frühjahr bis zum späten Herbst, und überall herrscht mustergültige
Ordnung und Sauberkeit, mögen Haus und Hof auch noch so klein sein.
Der Oberlausitzer mag schwerblütiger sein als beispielsweise die Menschen
im Tiefland, in den großen Industriegebieten. Er gibt nicht gern das Alte,
lange Erprobte auf und ist nur schwer für Neuerungen zu gewinnen. Dafür
aber besitzt er eine ausgeprägte Zähigkeit im Erreichen eines als richtig
erkannten Ziels, eine starke Energie und Tatkraft. Auch seine eigentümlich
rollende, "quirlende", dabei aber sehr charaktervolle und kernige Sprache
wirkt herber, ja härter als das westlich gesprochene "weiche" Meißnisch-Obersächsische.
Indessen sind das alles Wesenszüge, die die Menschen der Oberlausitz in
größerem oder geringerem Maße auch mit den Bewohnern anderer Mittelgebirgslandschaften
unserer Republik teilen, besipielsweise mit den Erzgebirglern, den Obervogtländern.
Beim Oberlausitzer mögen sie sich allerdings nicht nur durch die Härte der
Existensbedingungen ausgebildet haben, sondern auch durch die jahrhundertelange
Abgeschlossenheit seiner Dörfer und kleinen Städte vom großen Verkehr und
durch die territoriale Sonderstellung, die die Oberlausitz auch noch lange
nach der Lostrennung vom Königreich Böhmen bewahrt hat. Nicht weniger kennzeichnend
sind aber auch andere, sehr sympathische Züge im Wesen des Oberlausitzers:
seine Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft, sein gesunder Humor, aber
auch seine Gemütstiefe.
Hans Forster: Lausitzer Bergland. Leipzig: Brockhaus Verlag, 1964.